An Magistrat der Stadt Wetzlar,
Herrn Manfred Wagner,
Magistrat der Stadt Wetzlar
Ernst-Leitz-Straße 30, 35578 Wetzlar
per E-Mail:  stadtverwaltung@wetzlar.de,  oberbuergermeister@wetzlar.de, Manfred.Wagner@wetzlar.de

cc:  Ordnungsamt Wetzlar, Kay Velte, Viktoria Kononenko, Oleg Sokolovskyi, Dr. Andrij Melnyk, GUKEW e.V., Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, Nationales Historisches Museum der Ukraine, Ukrainian Institute of National Remembrance

             Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Manfred Wagner, sehr geehrte Mitglieder des Magistrates,

             im Jahr 2014 habe ich im Ausländerbeirat Wetzlar (Hessen, Deutschland) den bereits dritten Antrag zum Thema Wiederherstellung und Restaurierung des Denkmals für die ukrainischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs gestellt.  Die Stadt hatte 10.000,- EUR dafür zur Verfügung gestellt. Dieser Betrag war fehlerhaft, er beruhte auf einer fehlerhaften, unzureichenden Analyse des zu restaurierenden Objektes und war für dessen vollwertige Restaurierung ungenügend. Der unzureichende Charakter der vorgeschlagenen Schritte hat mich dazu motiviert, ein architektonisches und kunsthistorisches Forschungsprojekt zu eröffnen. Nach dessen Präsentation an die Herren Norbert Kortlüke, Kay Belte und Rainer Haase wurde vom vorherigen Restaurierungsverfahren Abstand genommen.
 
           Im Laufe der folgenden Jahre wurde das Projekt weiter entwickelt. Es erfasste das gesamte Gedenk- und Begräbniskomplex für die ukrainischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs in Wetzlar und erlangte weitgehende professionelle Unterstützung, sowohl unter Restaurierungsfachleuten in Deutschland als auch unter den in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz) wohnhaften Ukrainern. Er wird von führenden Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen der Ukraine unterstützt, so vom Ukrainian Institute of National Remembrance oder Nationales Historisches Museum der Ukraine. Das Projekt wurde und wird im Onlineperiodikum „Kultur und Alltag“ in drei Sprachen veröffentlicht.

           Die Vertreter der Stadt zeigten kein Interesse an der Förderung und Weiterentwicklung des Projektes, obwohl sie über dessen neue Veröffentlichungen und die Möglichkeiten seiner Erörterung auf einer eigens dazu geschaffenen Facebook-Seite benachrichtigt wurden und, nicht zuletzt, trotz der absoluten Kostenlosigkeit meines professionellen Engagements für die Stadt  (wie auch des Engagements der Gruppe, die mein Projekt unterstützt). Ende 2017 wurde der Förderverein für das Gedenken an die ukrainischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs e.V. (abgekürzt GUKEW) gegründet. Dessen Ziel war u.a. die Förderung des von mir entwickelten Projektes. Anfang 2019 hat die Stadt eine Beratung des Vereins zum Thema eines einschlägigen Vertrags sowie die Idee dieses Vertrags selbst abgelehnt (Schreiben von Holger Hartert vom 10.05.2019). Dieser Vertrag hätte es dem Verein ermöglicht, Spenden zu sammeln und so die Ausführung des Projektes zu organisieren. Aus dem Schreiben vo Herrn Kay Velte im Namen des Magistrats vom 04.06.2019 habe ich erfahren, dass die Stadt die Restaurierung zum Jubiläum der Denkmaleröffnung am 16.08.2019 abschließen möchte. Gleichzeitig bat Herr Velte um einen Abbruch des Schriftwechsels und bot eine äußerst begrenzte Information zur geplanten Restaurierung.

          Aus den genannten Tatsachen konnte der Schluss gezogen werden, dass die geplante Restaurierung auf keinem architektonischen Restaurierungsprojekt mit Visualisierung beruht, aber eine Freilegung des verschütteten Denkmalssockels vorsieht (was die Stadt vor der Veröffentlichung meiner Forschungen nicht vorhatte).

          Leider bedeutet diese Art der Restaurierung auch die Vertiefung der Grube, in der sich das Denkmal zurzeit befindet, und könnte faktisch (im Falle der Fixierung seiner Blocks) seine „unbeabsichtigte“ Konservierung in einer noch tieferen Grube bedeuten. Das würde seinen Transport und Wiederaufstellung an einem anderen Ort für alle Zukunft verhindern.

          Im Jahr 1964 gab es eine Erweiterung der Frankfurter Straße von zwei auf vier Spuren sowie die Anhebung ihres Niveaus auf 1,7 m Höhe (an der Stelle des Denkmals). In Folge dessen war das Denkmal plötzlich um 90 cm tiefer vergraben und befand sich in einer Grube von 30 bs 80 cm Tiefe. Das widersprach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

          Die Umgebung des Denkmals war damals boulevardartig – eine Reihe von Bäumen vor einem rasenartigen Vorplatz. Diese Zone wurde vernichtet. Damit verschwand der zweite der klassischen Grundbestandteile des Erscheinungsbildes von Kulturobjekten im städtischen Raum – der Raum, für den der Denkmal ursprünglich projektiert wurde.

          Im genannten Schreiben des Herrn Velte sind weder die Autoren der Restaurierungsaufgaben noch deren Ausführende erwähnt. Auch für mich bleiben sie ein Geheimnis, für mich, der ich den Antrag gestellt habe, auf dessen Grundlage die Stadt jetzt, fünf Jahre nach der Antragstellung, die Entscheidung über die Restaurierung trifft…

          Ein derart intransparenter Weg der Restaurierung und dazugehörigen Verwaltung widerspricht möglicherweise nicht nur dem Geist und dem Buchstaben des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Seit dem 17.05.2019 habe ich mehrmals die Ukrainische Botschaft in Deutschland über diese Gefahr informiert. Sie hat ihrerseits den Oberbürgermeister von Wetzlar angeschrieben und bis zum 11.07.2019 keine Antwort auf ihr Schreiben erhalten.

          Ebenfalls habe ich die Antidiskriminierungsstelle des Bundes über diese Situation mit der intransparenten Form der Vorbereitung der Restaurierung des Denkmals und des jahrelang andauernden Ignorierens des von mir entwickelten Projektes informiert. Sie hat meinen Hinweis in ihre Statistik aufgenommen, obwohl der beschriebene Sachverhalt ihrer Aussage nach nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.

          In der nächsten Woche (ab dem 16.07.2017) soll anscheinend eine Restaurierung beginnen, die gerade einmal auf einen Monat Dauer (?!) angelegt ist. Nach einer früheren Mitteilung von Herrn Kay Velte (vom 17.10.2018) könnten die Restaurierungsmaßnahmen auch die Behebung der Folgen einer vandalistischen Tat einschließen, die sich Ende August 2018 ereignet hat.

          Der Einbezug der Behebung der Folgen dieser vandalistischen Tat in den „Rahmen der Sanierungsarbeiten“ hat dazu geführt, dass das Denkmal bereits seit fast einem Jahr mit den Spuren dieses Vandalismus auf diesen Vorgang wartet. Anders als für dieses Denkmal wurde über die Behebung der Folgen des Vandalismus an anderen Denkmälern in Wetzlar, etwa an der Parkskulptur „Der Sonnentänzer“ oder am Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Rheinischen Jägerbataillons Nr. 8 sehr schnell, binnen Wochen, entschieden.

           Auch die Verlegung der Kosten der Beseitigung der Folgen des Vandalismus in den Bereich der Restaurierungskosten statt in den Bereich der Kosten der  dienstmäßigen Denkmalpflege erscheint mir unberechtigt. Die Entfernung der Ölflecken vom Ukrainerdenkmal ist ein spezieller Vorgang und sollte nicht mit der allgemeinen Restaurierung verbunden werden. Der Meinung der Fachleute nach vergrößert der Aufschub dieses Vorgangs seinen Schwierigkeitsgrad und Kosten.

           Die Aussichten und Gegenaussichten zur Wiederherstellung und Restaurierung des Denkmals und des gesamten Gedenk- und Begräbniskomplexes als musealen Objektes werden von mir im Film „Warum das Ukrainerdenkmal aus der Grube gehoben und verlegt werden muss“ behandelt. Dieser Film wurde am 19.06.2019 auf YouTube veröffentlicht und ist im Prinzip eine Anlage zu diesem Schreiben, die ich ebenfalls bitte zur Kenntnis zu nehmen. Seine Internetadresse ist https://youtu.be/geoojVebqAk  . Dieser Film analysiert die Entstehung des Konfliktes, «rekonstruiert» visuell die möglichen negativen Folgen der von der Stadt geplanten Restaurierungsschritte ohne ein architektonisches Restaurierungsprojekt, zeigt Fragmente der neuen Entwicklungen des Projektes gemäß    dessen Präsentation in der Messe DENKMAL 2018 in Leipzig.
Zurzeit hat die Stadt immer noch die Möglichkeit offen, mit mir und der Gruppe der mit dem Projekt unmittelbar in Beziehung stehenden Organisationen und Privatpersonen zusammenzuarbeiten. Dazu gehört auch die zahlreiche Facebook-Gruppe «Denkmal für die ukrainischen Kriegsgefangenen, Wetzlar: Wiederherstellung», die mein Projekt unterstützt.

           Der zweifelhafte Weg der falschen Sparsamkeit in Bezug auf den Gedenk- und Begräbniskomplex, der eine besondere historisch-kulturelle Bedeutung für die Geschichte der Ukraine und Deutschlands hat, passt nicht zu unserer Stadt, es sei denn, die Stadt setzt sich zum Ziel, sich den Ruf einer verarmten Optikstadt mit einem Denkmal für ukrainische Kriegsgefangene in einer Grube zu verdienen. Mit welchen Worten die Ukrainer die Konservierung dieses Denkmals in der Grube am 16. August diesen Jahres, zum 100jährigen Jubiläum von dessen Aufstellung an der damals boulevardartigen Frankfurter Straße, wohl begrüßen werden? Oder passiert das einfach nur schweigend — mit fliegenden Torten?

          Meiner Meinung nach verstößt die Stadt Wetzlar in ihrem Umgang mit dem Ukrainerdenkmal seit 1964 gegen das HDSchG. Es handelt sich um einen Verstoß gegen  13 Abs. 1, 2 , § 14, Abs. 1, § 17 sowie § 18, Abs. 2 des aktuellen HDSchG.

          Aufgrund des oben Geschilderten bitte ich um Folgendes:

          1. Entfernung der Ölflecken am Denkmal im Rahmen der normalen dienstmäßigen Denkmalpflege, nicht mit den Mitteln, die vor fünf Jahren für dessen Restaurierung zur Verfügung gestellt wurden. Das wäre ein gutes, wenn auch verspätetes Geschenkt zum 100jährigen Jubiläum seiner Aufstellung. Die Entfernung der Ölflecken ist der einzige Vorgang, der tatsächlich dringlich ist, auf den unsere Gruppe und ich aber bereits seit einem Jahr warten. Wir haben Vorschläge qualifizierter Fachleute in verschiedenen Preiskategorien, die wir gerne mit Ihnen teilen werden.
 
            Selbstverständlich verfügt der GUKEW e.V. über konkrete Vorschläge, auch seitens der potentiellen Projektausführenden in der Zukunft.

          2. Verzicht auf den vorhandenen Restaurierungsplan ohne ein architektonisches Restaurierungsprojekt. Verzicht auf eine Restaurierung, die leider nach wie vor auf beschränkten Denkvoraussetzungen beruht und wichtige Aspekte des Funktionierens des Gedenk- und Begräbniskomplexes ignoriert. Vorbeugung der Handlungen, die einer vollwertigen Wiederherstellung und Restaurierung des Denkmals und des Begräbniskomplexes schaden könnten. Das Denkmal trägt bereits Spuren einer unqualifizierten Restaurierung (Datum unbekannt), die es zu beseitigen gilt.

         3. Erneuerung des 2015 abgebrochenen Dialogs mit mir als Projektautor und der Unterstützungsgruppe des Projekts. Wiederaufnahme des Themas eines Vertrags mit dem Verein. Initiierung der Erörterung meines Projektes seitens der Stadt.

         4. Unabhängig davon, welche und wessen Projektlösung die Stadt schließlich zur Ausführung verabschieden wird, bleiben die allgemeinen Forderungen meinerseits und seitens meiner Gleichgesinnten zurzeit unverändert folgende:

             А.Ukrainer-Denkmal: Raus aus der Grube!
             B. Nein zur Konservierung der Grubenlage des Ukrainer-Denkmals!
             C. Verlegung des Denkmals in eine städtische Umgebung, die ähnlich der ursprünglichen Umgebung bis 1964 ist. Nur so ist das in seiner Kultur-historische Funktion zu erhalten.


Gerne beantworte ich Ihre Fragen.


Mit freundlichen Grüßen                                                                   

                                                                   

Der Projektautor
Volodymyr Chernov


Anlage (1)
Anlage 1


Film
"Warum muss das Ukrainer Denkmal aus der  Grube aufgehoben und verlegt werden" 
Gedreht von Volodymyr Chernov                   

 https://youtu.be/geoojVebqAk