Documenta
12 (2007) in Kassel
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Tiere spielen sehr oft eine politische und weltanschauliche Rolle
im menschlichen Bewusstsein
und können das Verhältnis eines
Volkes zu einem anderen deutlich mitbestimmen.
Und zwar
öfter in einem negativen als in einem positiven Sinn.
Und das ist
auch verständlich, denn: So stark, intelligent und schön
Tiere auch sein mögen,
bleiben sie dennoch Tiere und deshalb
Träger einer gewissen Mangelhaftigkeit,
besonders im modernen
urbanistischen Bewusstsein.
Die moderne Kunst ist zum Teil deutlich politisiert, und dieser Umstand
fand
in eine Teil der Ausstellungsstücke in der Documenta
Ausdruck.
Das gilt vielleicht nicht für das "Pferd am Wasserfall"
(Foto unten),
wohl aber für das ihm folgende Foto mit dem
ausgestopften Balg einer Giraffe,
die ein zufälliges Opfer des
Nahostkonfliktes wurde (in diesem Fall war die israelische Seite
schuld).
Das Tier wurde nicht vor den auszuführenden
Kampfhandlungen gewarnt.
So viel zur Kunst mit politishcem Aspekt.
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Die Veranstalter platzierten in der Halle, wo sich die Giraffe befand,
Teppiche mit abgebildeten Israelfahnen.
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Am gleichen Ort, nur etwas weiter entfernt,
fand sich ein Teppich
"klassischerer" Gestaltung.
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In einer der zahloosn Fotoreihen konnte man die Feststellung des
untröstlichen Schicksals sehen,
das die Monumente und Skulpturen
gefallener Idole und Diktatoren erfahren.
Diese Personen sind sich
immer ähnlich - nicht nur in den Bärten, wie es hier der Fall
ist.
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Die Politik denkt in großen, "massenhaften" Kategorien.
Eines der
Projekte wurde im Freien auf einem Platz aufgestellt,
einem Ort, der
icht nur den Ausstellungsbesuchern zugänglich war.
Deshalb war es höchste Zeit, sich aus einem der vielen Kanister
-
noch ein Teil des Ausstellungsdesigns - ein Regenschirm zu schnappen
und einen Spaziergang in Richtung dieses Objektes zu machen.
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Hier ist es.
Ein Projekt, das eig denkmal für einen Herrscher der Vergangenheit
"gefangen genommen" hat
und eindeutig Misstrauen zur politischen
Realität ausspricht.
Eine Jahrmarktsbude für Politiker
und über Politiker.
Eine karusselförmige Jahrmarktsbude
über verfassungsmäßig zementierte Ungleichheit,
Mechanizität und Vorgegebenheit des politischen Lebens.
Und dessen
Geistlosigkeit. Ein ewiges Thema.
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Die Bude "flimmert" genauso wie diese Op-Art-Komposition,
die in einer
anderen "Abteilung" dieses Überblicks noch einmal auftauchen soll.
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So sieht diese Bude aus der Nähe aus.
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Umrisse von Politikern tauschen mit Vergnügen
"Händedrücke" aus.
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Und hier bewegen Angehörige einer Spezialeinheit ihre Schilder.
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Ein Rechtloser (armutshalber) verlangt passschwingend das Erwartete,
ohne seine leere "Konsumententasche" aus der Hand zu lassen.
Die Figur
bewegt sich um die Bude auf einem persönlichen Rad.
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Und das ist der Pass als soclher - manchmal Symbol für Rechte und
machaml dessen Garantie.
In der Praxis entscheidet darüber oft das
soziale Gewicht des Besitzers.
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Das Gesicht des Passbesitzers, der nach der Verwirklichung
eines
MIndeststandards an Rechten lechzt, ist, wie man sieht, etwas
verwischt...
Und hier sind noch drei Personen, die auf Rädern um die Bude
kreisen.
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Und das ist meiern Ergänzung zu dieser Bude,
deren Geist durchaus
dem der russischen Peredwischniki-Bewegung ähnelt
und die gleichen
sozialen Saiten anschlägt.
Ein deutscher Obdachloser 50 Meter von
der Bude entfernt
(auf dem Foto befindet sich ein Dcumenta-Block
gelcih links von ihm).
Diese Person ist ein Doppelgägner von
Personen von vor 150 Jahren,
z.B. aus dem Gemälde "Mittagsmahl des Semstwo" von G. Mjassojedow.
(Das Semstwo war ein niederes Organ bäuerlicher Selbstverwaltung
im monarchischen Russland des 19.Jahrunderts)
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In der Nähe konnte man auch eine Konstruktion zum Betrachten
von
eingerahmten Landschaften besichtigen.
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Недолго, так как желающих поглядеть всё время прибывало.
Wenn man die schmale hängende Konstruktion - Bildmitte oben,
zwischen zwei Rahmen - entlanggegangen war,
konnte man für eine
kurze Zeit die sich verändernde Landschaft im kleinen Rhamen
beobachten,
mit einm Ausschnitt des immer gleichen klassischen
Architekturensembles (Foto unten).
Allerdings nicht allzu lange, weil
es ständig neue Nachfrage gab.
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Aber lassen Sie uns auf die Documenta zurückkommen...